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_____________________________________________________________________ Neufundland (3) - Der Viking Trail

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Der Süden, der Osten und Zentral- Neufundland liegen hinter uns. Der Westen und der Norden vor uns. Über Corner Brook folgten wir dem Humber Arm nach Westen zur Bay of Islands. Ich kann mir gut vorstellen, dass es auf Neuseeland ähnliche Ecken zu finden gibt. Bei Lake Harbour, an der Bottle Cove, ging es dann nicht mehr weiter. Dead end wie man hier sagt, also wieder Sackgasse. >>

Für mich erst einmal die Gelegenheit meine Erkältung auszukurieren, hatte ich im letzten Bericht schon erwähnt.

Bettina war unternehmenslustig und machte eine Wanderung nach der anderen, noch. Ein paar Tage hat es gedauert aber jetzt hatte ich sie soweit. Bettina klagte über Halsschmerzen und überhaupt fühle sie sich niedergeschlagen. Unsere geplanten Ausflüge, im National Park Gros Morne, wurden erst einmal auf Eis gelegt.

Trotz unserer fehlenden Energie wollten wir in den National Park. Der ausbleibende Sommer lud zum Fahren ein. Das Straßennetz im Park teilt sich auf. Eine Durchgangsstraße die in den Norden führt, auch Viking Trail genannt, und eine zweite die links vom HWY abzweigt und in Trout River endet. Unser erstes Ziel das Discovery Center und die Table Lands, über die linke Ausfallstraße zu erreichen. Am Discovery Center trafen wir Ruth und Fredy die wir in Clarenville kennen gelernt hatten. Die nächsten Tage im Gros Morne wollten wir zusammen verbringen. Das Wetter besserte sich nicht und so konnten wir Kraft tanken für unsere Wanderung auf den gleichnamigen und höchsten Berg Neufundlands, den 806 Meter hohen Gros Morne. Am Samstag, den 25. July, spielte das Wetter mit. Um 7 Uhr starteten wir mit Fredy, bei kühlen 6 Grad Celsius, vom Green Point Campground und waren 15 Minuten später auf dem Parkplatz. Keine Wolke, kein Wind und angenehme 20 Grad Celsius tagsüber. Wir erreichten als erste den Gipfel, hatten einen phänomenalen Überblick und konnten uns kaum sattsehen. Nach 7 1/2 Stunden und echt steinigem Weg, erreichten wir ausgelaugt aber glücklich unseren Ausgangspunkt. Das Warten hatte sich gelohnt. Auf weiteren kleineren Wanderungen lernten wir mehr und mehr den NP kennen und können die Euphorie, die uns bereits Wochen vorher entgegen schwappte, verstehen.

Nach einer Woche zog es uns, auf der Westseite, weiter gegen Norden. Nach zwei, drei Tagen Sonnenschein folgt augenblicklich wieder Regen gerade so, dass wir nicht wirklich auf das Wetter schimpfen können. Trotzdem die Neufundländer witzeln schon und behaupten dies sei der wärmste Winter im Sommer 2015. Im Norden, der einer schmalen Landspitze gleicht, gibt es definitiv nicht viele Straßen so daß wir fast jede unter die Räder nahmen. Über Bellburns erreichten wir Hawke's Bay. Am Torrent River sahen wir Atlantik Lachsen zu wie sie versuchten, einen etwa 8 Meter hohen Wasserfall zu überwinden was nicht immer gelingt. Manch einer war stark von dem Versuch gezeichnet die Steinwand zu überwinden. Zu diesem Zweck wurde eine Fischleiter gebaut die den Lachsen den Weg zu ihren Laichstellen erleichtert.

In Brig Bay gabelt sich der Viking Trail. Wenn man nach St. Anthony möchte bleibt es sich im Grunde egal welche der beiden Straßen man sich antut. Ihr kennt ja inzwischen unsere Einstellung zu den Straßen auf Neufundland. Wir bogen rechts ab und fuhren gegen den Uhrzeigersinn nach Roddickten bzw. Englee. Der Fischerort liegt an der Canada Bay und hat nicht sehr viel zu bieten. Wir hofften auf weitere Eisberge denn wir befinden uns wieder an der Iceberg Alley. Mit den Eisbergen war es dann nichts, die Jahreszeit ist schon zu weit fortgeschritten. Wir befinden uns fast im August.

In Raleigh, weiter nördlich geht es auf NFL kaum noch, besuchten wir das Ecological Reserve. Auf der kaum bewachsenen Halbinsel gedeihen dennoch sehr seltene Pflanzen die wir uns ansehen wollten. Gesehen haben wir Buckelwale und waren so begeistert von dem Anblick das wir die Pflanzen vergessen hatten. Es ist schon ein besonderes Gefühl den Rießen der Meere beim Vorbeiziehen zusehen zu dürfen.

Uns wurde nahe gelegt unbedingt hinaus zum Cape Onion zu fahren da zum einen die Küste beeindruckend ist und zum anderen die Möglichkeit besteht weitere Wale beobachten zu können. Kaum waren wir angekommen nahmen wir den Geruch von ranzigem Fisch war. Kurze Zeit später wußten wir woher der Wind weht. Zu hunderten lagen die etwa 10cm langen silberfarbenen Lotten am Strand und waren verendet nach dem sie ihre Eier in den Kies gelegt hatten. Jedes Jahr im Juni oder July wiederholt sich das Schauspiel. Die Lotten ziehen nach Norden und haben die Wale im Schlepptau. Von einer Anhöhe vernahmen wir erst das Geräusch von ausblasender Luft und dann, an der Steilküste angekommen, sahen wir die Meeressäuger. Das Gefühl ist schwer beschreibbar vor allem wenn sich die Buckelwale aus dem Wasser erheben und sich mit ihren 25 bis 35 Tonnen auf die Wasseroberfläche zurück fallen lassen.

Genug von den Walen der Norden hat noch etwas anderes zu bieten. Wir verließen das eine Kap um auf das rechts davon liegende Cape Bauld zu fahren. In L'Anse aux Meadows setzte, vor etwa 1.000 n.Chr., Leif Ericson als erster Europäer seinen Fuß auf amerikanisches Festland und taufte es Vinyard. Es wird davon ausgegangen, dass die Wikinger bis hinunter nach New Brunswick ihre Entdeckungsfahrten ausdehnten.

Auf den Weg dort hin passierte es dann. Ein lauter Knall und ein anschließendes Schleifgeräusch. Ich stoppte unseren Leopold, machte die Warnblinkanlage an und suchte die Ursache. Die Halterung der mittleren hinteren Staubox ist an beiden Schenkeln einfach abgerissen. Ich denke ein Tribut an die Straßen Neufundlands. Gut die Materialstärke war vermutlich etwas zu dünn gewählt aber trotzdem ist es schon erstaunlich, dass das Aluminium an der gekanteten Stelle einfach abgerissen ist. Zum Glück hat die zweite Halterung noch gehalten sonst hätten wir die Box verloren und ein nachfolgendes Auto wäre womöglich noch darüber gefahren oder es wäre noch schlimmeres geschehen. Mit Gurtbändern befestigte wir zunächst den Staukasten provisorisch. Das Interesse für die ersten Wikinger auf NFL hielt sich jetzt etwas in Grenzen. Am Tag darauf lernte ich auf dem Parkplatz von Foodland, in St. Anthony, Scott kennen der wiederum jemanden kennt der uns eine neue Halterung schweißen könnte. Albert nahm sich sofort für uns Zeit. Drei Stunden später hatten wir eine neue Halterung aus etwa 6mm starkem Aluminium die die nächsten Jahrzehnte halten sollte.

Unsere Tage auf NFL neigten sich dem Ende zu. In Nameless Cove verbrachten wir unsere letzte Nacht im Nebel an einem Friedhof. War sehr ruhig wie die meisten Übernachtungsplätze.

Nach 2 Monaten verließen wir, am Sonntag den 02. August, Neufundland um für uns eine neue Provinz in Kanada kennen zu lernen, Labrador.

Fazit: Neufundland und seine Bewohner haben es uns leicht gemacht sich auf diese fantastische Insel einzulassen. Abwechslungs- und facettenreich die Landschaft, einfach zu bereisen und wir hatten nie das Gefühl nicht willkommen zu sein und so war es auch nicht verwunderlich für uns, dass wir in St. Barbe am Fährhafen, so etwas wie Abschiedsschmerz empfanden.


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