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_____________________________________________________________________ Neufundland (2) - von Ost nach West

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Ein Muß ist definitiv Cape St. Mary's im äußersten Süden aber bevor wir auf der 100 das Cap erreichten legten wir noch einen Zwischenstopp in Placentia ein um uns Castle Hill anzusehen. 1662 siedelten sich an diesem Ort die ersten Franzosen als Fischer an und stritten sich im Laufe der Jahre mit den Portugiesen um den Fisch. Damit die Siedler vor jeglichen Übergriffen geschützt waren wurde auf einem strategisch gut ausgerichtetem Hügel eine Festung errichtet, das Castle Hill. Viel ist nicht mehr übrig, im Grunde nur noch die Grundmauern aber mit der, im Besucherzentrum erhaltenen Audiotour wurden wir ausreichend mit Informationen versorgt. >>

Am Nachmittag erreichten wir dann, auf ziemlich miserablere Straße, Cape St. Mary's. Das Thema Straße ist eigentlich schon eine eigene Abhandlung wert. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt.
An diesem abgelegenen Ort, der sich übrigens im Guinnessbuch der  Rekorde mit den meisten Nebeltagen findet, hat sich unter anderem die zweitgrößte Basstölpelkolonie Nordamerikas niedergelassen. Wir hatten riesiges Glück denn an beiden Tagen hatten wir gute Sicht. Nach einer 15 minütigen Wanderung erreichten wir den Beobachtungsplatz. Von weiten erkennt man bereits tausende von weißen Punkten die sich auf der Felseninsel niedergelassen haben. Wie ein Nadelkissen auf dem sich Stecknadeln mit weißen Köpfen befinden. Je näher die Brutstätte kommt desto intensiver wird auch der Geruch von Guano. Von einem exponiertem Platz an den Klippen beobachteten wir das Treiben von Trottellummen, Tordalk, Dreizehenmöve und natürlich der Basstölpel. Insgesamt über 70.000 Vögel tummeln sich um das Cape St. Mary's. Wir können von Glück sagen, dass wir ohne weiße Flecken davon gekommen sind. Die Wahrscheinlichkeit lag sicherlich im oberen zweistelligen Bereich.
Es viel uns schwer weiter zu fahren aber Neufundland hat noch so viel zu bieten. Über eine völlig andere Landschaft, die eher einer Tundra gleicht aber ohne Permafrost auskommt, erreichten wir auf der 92 den südöstlichen Arm der Avalon Peninsula. Auf der 90 war am Cape Freels Schluß für uns. Sackgasse aber laut Karte der südlichste Punkt von NFL. Ein herrlicher Tag ging zu Ende an dem wir in St. Vincent's, in der Holyrood Bay, noch die Rückenflosse eines Wales gesehen hatten. Portugal Cove liegt praktisch gerade einmal um die Ecke. Der Mistaken Point hatte es uns angetan. Fossilien die 560 Millionen Jahre alt, durch Vulkanasche konserviert und dadurch versteinert wurden können an der Küste bestaunt werden. Dazu bedarf es einer geführten Besichtigung. Eine Tour auf eigene Faust ist nicht möglich und wird bei Missachtung gesetzlich verfolgt. Etwa 3 Stunden müssen dafür eingeplant werden um an das UNESCO Weltkulturerbe zu kommen.
Nur ein paar Kilometer weiter auf der Schotterpiste erreichten wir Cape Race. Marconi war auch in NFL mit seinen Funkstationen nicht untätig. Cape Race spielte für den Funkverkehr auf See ein wichtige Rolle. Am 14. April 1912, um 22.35 Uhr (Neufundländischer Zeit) erreichte Walter Gray, Robert Hunston und Jack Godwin, die in dieser Station gerade Nachtschicht hatten, die Nachricht das die Titanic auf 41.46N und 50.14W einen Eisberg gerammt hat.
Da es schon am späten Nachmittag war und es angefangen hatte zu regnen blieben wir gleich stehen. Auch hier befanden wir uns am Ende einer Sackgasse, romantisch beschützt von einem Leuchtturm. Die Aufgabe eines Leuchtturmes besteht nicht nur darin Leuchtfeuer auf die See zu schicken sondern anscheinende auch darin bei Nebel in Minutenabständen das Nebelhorn zu aktivieren. In der Nacht zog Nebel auf den wir erst nicht sahen aber zu hören bekamen. Unsere Ohren wurden von einem dermaßen infernalem Ton attackiert das wir regelrecht im Bett standen. Jetzt halfen nur noch Ohropacks. Um 5 Uhr morgens hielten wir es nicht mehr aus und zogen ein paar Kilometer weiter, in eine Ausbuchtung an der Schotterstraße, um endlich Schlaf finden zu können.
Der erste July nahte, Canada Day und da wird es wohl kaum jemand zu Hause aushalten. Da wir uns schon, mehr oder weniger, im Einzugsgebiet von St. John's befanden überlegten wir krampfhaft wo wir den Feiertag aussitzen sollten. Der La Manch PP befand sich auf unserem Weg, die Wolkendecke riss gerade auf, vom Park ging ein schöner Trail ab, der einen Teil des East Coast Trail streifte, und somit war unsere Entscheidung gefallen. Zwei Tage verbrachten wir auf dem traumhaften Stellplatz direkt am See.
Die Großstadt rief. Wir wollten die Hauptstadt kennen lernen. Von verschiedenen Seiten wurde uns der Pippy Park empfohlen. Er würde zentrumsnah liegen und es würde, trotz der Stadtnähe, ruhig sein da sich der Campingplatz in einem Park befindet. So weit so gut.
In etwa 30 bis 45 Minuten gelangt man auf einem Fußweg, der am Rennies River entlang führt, hinunter zum Quidi Vidi Lake in das Zentrum der Stadt. Der Punkt stimmte schon einmal. Der Punkt mit der Ruhe wäre auch in Ordnung gegangen wenn wir nicht unbedingt einen Platz haben wollten wo wir einen Zugang zum Internet vorfanden, der im übrigen ziemlich bescheiden war. Diese einfachen Stellplätze liegen nicht unweit von einer Hauptstraße entfernt. Sirenengeheul und Motorengeräusch inklusive. In zwei Tage haben wir uns einiges angesehen, Signal Hill mit dem Cabot Tower, das GEO-Center den Hafen und einiges mehr. Es wäre interessant gewesen wieviele Höhen- und Kilometer wir in den beiden Tagen abgelaufen sind. Am Samstag wollten wir St. John's, über eine Ausfallstraße, verlassen um Cape Spear zu besuchen. Der östlichste Punkt NFL's und damit auch die kürzeste Entfernung nach Europa. An dieser Ausfallstraße reiht sich ein Autohaus an das andere und bei Hickman war gerade die 20zigste Classic Carshow im Gange. Wir tauchten in der Masse unter und mein Herz legte einige Umdrehungen zu bei dem Anblick der, zum großen Teil toll restaurierten, Oldtimer. Robbi und Keith sprachen uns an ob wir nicht die Deutschen seien die mit dem weißen Wohnmobil unterwegs sind. Sie hätten uns vor ein paar Stunden auf der Straße gesehen. Sie würden sich freuen wenn wir am Abend zu ihrer Grillparty kommen könnten. Da wir noch genügend Zeit hatten verfolgten wir unseren Plan weiter und fuhren in das nicht weit entfernte Cape Spear hinaus. Kurz vor sechs Uhr erreichten wir die Adresse von unseren Gastgebern. Es war eine tolles Fest und wir lernte viele nette Leute kennen unter anderem auch Sue und Bert Hickman. Da Bert mit seinem Bruder, in der vierten Generation, diverse Autohäuser betreibt und unter anderem auch Mack und Volvo verkauft lag die Frage nahe ob er nicht einen Platz weis wo wir unsere Reifen durchtauschen könnten. Wir dürfen das gerne in ihrer LKW-Werstatt erledigen. Am Montag sollen wir uns melden. Den Sonntag verbrachten wir mit Robbi, Keith und Laxii. Mit seinem 68er Plymouth zeigten sie uns ihre Stadt und die Umgebung. Bessere Stadtführer hätten wir nicht finden können. Am Montag konnte ich mit David, der mir als Assistent zur Seite gestellt wurde, die Reifen durchtauschen.
Die Menschen in NFL sind schon von einem besonderen Schlag. Herzlich, zuvorkommend, freundlich, offen kurz gesagt ein wirklich liebenswertes Volk.
Am Dienstag gingen wir dann wieder unsere Wege und verließen die neu gewonnenen Freunde um weiteres auf NFL zu entdecken. Da wir den östlichen und südlichen Teil, aus unserer Sicht, bereist hatten ging es langsam nach Westen mit kleineren Abstechern zu einzelnen Fingern die immer wieder vom Trans Canada Highway abzweigen. Die Burin Peninsual haben wir, nach dem uns mehrere Partygäste von Robbi und Keith erzählt hatten diese wäre nicht sehr interessant, ausgelassen.
Vielleicht wäre noch zu erwähnen, daß ab Fortune eine Fähre zu der nahe gelegenen Inselgruppe St-Pierre Island ablegt um die drei Inseln, die zu Frankreich gehören, anzulaufen, dort mit Euro bezahlt wird und die Fahrzeuge mit europäischen Nummernschilder umherfahren. Genauso verzichteten wir auf einen Abstecher nach Harbour Breton, da wir vermuteten keine andere Landschaft zu sehen als die die wir auf der Fahrt nach Burgeo vorfanden. Mit rund 200 Kilometer einfache Strecke liegt der Küstenort nicht unbedingt um die Ecke.
An der Ausfahrt 34 verließen wir den TCH um nach Brigus zu gelangen. Im Ort suchten wir das Hawthorne Cottage auf um das Zuhause von Kapitän Bob zu erkunden. Captain Robert Bartlett ist so etwas wie ein Volksheld. Seine Heldentaten fanden auf See und am Nordpol statt. 1909 stieß er als Navigator zum Team des Polarforschers Robert E. Peary der gerade eine Expedition zum Nordpol vorbereitete, lotste ihn durch das Treibeis und leitete die Schlittentour bis kurz vor den Nordpol. Das Peary jemals den Nordpol erreicht hat wird heute angezweifelt.
Die geschichtliche Reise ging weiter. In der Bucht von Habour Grace liegt immer noch ein Schiffswrack das Mitte der 60er auf Grund lief und keine 500 Meter entfernt steht eine alte Douglas DC-3. In Salmon Cove, das angeblich vor 7 Jahren noch im Dornröschenschlaf lag, verbrachten wir zwei Tage.
Was wir sehr interessant fanden war Heart's Content in der Trinity Bay. 1858 wurde hier erstmals per Telegrafenkabel eine Verbindung zwischen Großbritannien und Nordamerika hergestellt. Kurz nach der Ansprache zwischen Queen Victoria und dem amerikanischen Präsidenten James Buchanan riss das Kabel. Es dauerte weitere 8 Jahre bis von Valentia, in Irland, ein widerstandsfähigeres Kabel verlegt wurde. Die Gebäude und Apparaturen befinden sich im Originalzustand und können besichtigt werden.
Über den Terra Nova Nationalpark und Ganter, wo auf dem Flughafen am 11.September der größte Teil von Flugzeugen mit Ziel USA  zwischengelandet sind, gelangten wir hinaus nach Leading Tickles. Wir unternahmen mal wieder eine Wanderung und sind immer wieder überrascht über die landschaftliche Vielfältigkeit. Unser nächstes Ziel Triton und hier blieben wir 3 Tage hängen aber nicht weil wir vom Bürgermeister begrüßt wurden sondern die Sonne schien und wir am öffentlichem Pool übernachten konnten. Von unserem Übernachtungsplatz gelangt man zu einem fantastischen Aussichtspunkt. Dazu sind aber unter anderem schlappe 1330 Stufen, in eine Richtung, zu überwinden, Bettina hat sie gezählt. Tags darauf haben wir mit Clifford, am Vormittag, eine Bootstour zu zwei Eisbergen unternommen und haben dabei die Inselwelt vom Wasser aus kennen gelernt. Am Nachmittag rief der unbeheizte Pool. Es stellte sich heraus das ich anscheinend doch ein Weichei bin denn zwei Tage später hatte ich eine Erkältung die ich auch gleich an Bettina weiter reichte.
Unser letztes Ziel in Zentral Neufundland war die Baie Verte Peninsula. Fleur de Lys war ganz nett und mit der Erkenntnis, daß sich die Volksgruppe der Dorset (Ureinwohner) aus dem hier gefundenen Speckstein Gefäße hergestellt hatten lehrreich aber in Anbetracht dessen was wir bereits gesehen hatten hat sich der Weg für uns nicht gelohnt und eines der Highlights von NFL kommt erst noch, der Nationalpark Gros Morne.


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