Eigentlich sollte der Bericht über Texas mein letzter Eintrag sein. Nach dem ich wundersamer Weise die meisten Kommentare zu diesem Artikel bekommen habe, über die ich mich sehr freute, und auch Zuspruch von dem einen und anderen lieben Freund erhalten habe werde ich mir weiterhin manche Nacht um die Ohren schlagen um euch an unseren kleinen Abenteuern, Eindrücken, kuriosen Erlebnissen und den Geschichten die das Leben schreibt, teil haben zu lassen. >>
Praktisch um die Ecke vom Guadalupe NP liegt die einzigartige Unterwelt der Carlsberg Cavern. Wir ließen unsere Fantasie in eine surrealistische Traumwelt abschweifen. Dazu bedurfte es einen Abstieg in die spärlich beleuchteten Tropfsteinhöhlen deren offizielles Ende nach etwa einer Stunde erreicht wird. Gigantisch dürfte das richtige Wort für die unbeschreibliche Größe des Höhlenlabyrinths sein. Im Grunde bringt ein Aufzug die Besucher wieder zurück in die tageshelle Realität aber nicht heute denn der Lift war außer Betrieb. Schweiß gebadet erreichten wir, nach etwa 4 Stunden Höhlenforschung, den Ausgang. Ich sah den Aufstieg eher als sportliche Herausforderung.
Nach dem wir dem Hades einen Besuch abgestattet hatten lag es nahe in die andere Richtung zu blicken. Anfang July 1947 passierte etwas unglaubliches in Roswell. Angeblich wären Außerirdische mit ihrem unbekannten Flugobjekt, unweit der Stadt, auf ein Farmland abgestürzt. Nach dem wir einige Fakten in Roswell gesammelt haben lautet meine Theorie so. Bei dem Material das gefunden wurde handelte es sich um einen abgestürzten Wetterballon der in der nahe gelegenen White Sands Missile Range gestartet wurde. Zu diesem Zeitpunkt handelte es sich sicherlich um Hightechmaterial, ähnlich einer Aluminiumfolie, das dazu verwendet wurde. Und was die Aliens betrifft geht meine Mutmaßung dahin das zu dem Zeitpunkt bereits mit Dummis experimentiert wurde was aber laut Aussage der Herstellerfirma erst 2 Jahre später stattgefunden hat. Nun gut für Spekulationen bleibt immer noch genügend Spielraum und wenn wir einen Blick in den sternenübersähten Himmel werfen dann kann mir kein Mensch plausibel erklären, dass da draußen kein weiteres Leben existieren kann.
Wir reisen aber hier, in New Mexico, und jetzt. Wir harten einen Tag länger in Roswell aus als gedacht aber ein Blizzard fegte über den Bergrücken der Sacramento Mountains die uns im Weg stehen um zu den White Sands zu gelangen. Der Eis- und Schneesturm war zwar weiter gezogen aber eine weiße Pracht hatte er auf seinen und unserem Weg hinterlassen. Auf der etwa 2.300 Meter hohen Pass-Straße erahnten wir in der Ferne die schneeweißen Kalkablagerungen der White Sands. Vor siebzehn Jahren stiefelten wir hier mit Short und T-Shirt durch die Dünen. Heute eingepackt in langer Hose und Jacke. Auf den Fotos könnte der Sand auch als Schnee durchgehen. An Attraktivität hat die Dünenlandschaft nichts verloren. Nach unserem 8 Kilometer langen Rundwanderweg bekamen wir einen reichhaltigen Eindruck geboten inklusive Schuhe voll mit Sand.
Über Las Cruces näherten wir uns, mal wieder, der mexikanischen Grenze und der dazugehörigen Einwanderungskontrolle an einem definierten Straßenabschnitt. Reisepass vorzeigen, gute Reise und durch sind wir.
Das Chiricahua NM lag praktisch auf dem Weg soweit man überhaupt davon sprechen kann wenn kein festes Ziel vor einem liegt. Eine unvergessliche 18 Kilometer lange Tagestour mit gefühlten 1.000 Höhenmetern, auf teilweise schneebedecktem Wanderweg, legten wir an einem sonnigen Samstag zurück. Auch am nächsten Tag blieb der Ausflug unvergessen denn der eine oder andere Muskel blieb nicht unbeeindruckt.
Bisbee und Tombstone kann man durchaus in einem Atemzug nennen. Die eine eine ehemalige Minenstadt und die andere eine ehemalige Westernstadt. Beide verschroben, schrullig und anziehend. Die Gebäude versprühen einen Charme von Geschichte, Dramatik und Sehnsucht nach vergangenem. Jede versucht auf ihre Weise aus der Geschichte Kapital zu schlagen was anscheinend auch recht gut gelingt.
Inzwischen hat sich das Thermometer zwischen 25 und 30 Grad Celsius eingependelt. Für uns ein Traum nach dem miserablen Sommer, in Neufundland und Labrador, im letzten Jahr.
Tucson hat laut Reiseführer nichts zu bieten ist aber im Verhältnis zu seiner Einwohnerzahl, von etwa 1 Mio. die größte flächendeckende Stadt Nordamerikas. Das Land ist günstig und so sahen wir kaum mehrstöckige Häuser sondern nur Bungalows auf riesigen Grundstücken. Mag sein das man als 4 Wochen Tourist die Stadt nicht in seine Reiseplanung mit einbeziehen muß aber wir wollten gerne Gail, Andy mit ihren beiden Kindern Rebecca und Jakob besuchen und uns die großen Saguaro Kakteen ansehen. Wir hatten die lockere und coole Reisefamilie am nördlichsten Punkt von Neufundland kennen gelernt. Aus geplanten 2 Tagen ist dann fast eine Woche geworden. Nach dem uns Andy dazu geraten hat den 7 Falls Trail am Bear Creek zu gehen der im Coronado NF liegt, hat Tucson, zu mindestens aus unserer Sicht, ein Highlight zu bieten. Eine weitere traumhafte Wanderung die durch einen Canyon führt und an sieben Wasserfällen endet die sich jeweils in ein Wasserbecken ergießen. Am Wochenende sollte man allerdings diese Tour nicht machen.
Eigentlich hätten wir noch gut 5.000 Kilometer mit dem alten Motoröl unterwegs sein können aber die Gelegenheit war so günstig, das ich mich entschlossen habe in der Auffahrt das Öl mit Filter zu wechseln. Wir besorgten das von MAN frei gegebene Motoröl bei O'Reilly, einen 4 Liter Kanister für etwa 15 Dollar, und konnten das Altöl auch noch in der Filiale entsorgen. Mit einer Gallone gibt sich Leopold natürlich nicht zufrieden es darf dann auch schon etwas mehr sein. Mit gut 20 Litern war er dann abgefüllt und da ich bereits im Arbeitsdress rumlief half ich Andy noch bei einer kleinen Reparatur am Jetta.
Bettina lernte noch von Andy ihre Brotbackkunst zu verbessern in dem sie jetzt einen Pizzastein mit in den Backofen legt was sich positiv auf den Geschmack und die Konsistenz auswirkt.
Über Globe, ebenfalls eine ehemalige Minenstadt, erreichten wir auf einer landschaftlich schönen Straße den Tonto NF und somit auch den Theodore Rosevelt Stausee. Der Stausee wurde Anfang des letzten Jahrhunderts fertig gestellt und hat inzwischen mehr als 50% seiner Wasserkapazität eingebüßt. Die ehemaligen Slipanlagen enden im Trockenen, nur auf den neueren bekommt man sein Boot ins Wasser.
Hier lernten wir Roger kennen der mit seinen 80 Jahren und seiner elf Jahre jüngeren Frau für ein paar Tage von Tucson hier rüber kam. Sie erreichten den Campingplatz mit einem 30 Jahre alten Ford Pickup der sich in einem tadellosen Zustand befindet. Auf der Ladefläche eine Campingkabine und im Schlepptau ein Boot. Seine Frau ist dann noch separat mit einem weiteren Pickup Truck von Tucson hier her gefahren. Man muß ja vor Ort mobil sein denn wenn der Camper einmal abgestellt ist bleibt er da wo er ist.
Für uns wurde es Zeit die Räder wieder durch zu tauschen. 20.000 Kilometer sind wir seit Neufundland gefahren. Ein Tag geht dabei immer drauf und der darauf folgende auch da mir bzw. uns alle Muskeln und Glieder schmerzlich bewusst werden. Da uns Roger seine Hilfe liebenswürdigerweise ständig anbot, wir diese aber nicht wirklich benötigten, verabredeten wir uns für den Abend am Lagerfeuer damit wir in Ruhe weiter arbeiten konnten. Roger half uns ein Phänomen, das uns schon seit langer Zeit beschäftigt, zu lösen. Warum sind so viele Amerikaner resistent gegen Lärm? Er, Roger hat als Jugendlicher in Kansas mit seinem Gewehr immer jagt auf Tiere gemacht und wild in der Gegend rum geballert. Das hat, so seine Meinung, seinem Gehör nicht gut getan und seit dem hört er etwas schlechter. Wenn wir so sehen, lesen und hören wie viele Waffen über den Ladentisch gehen könnte dies eine Erklärung für die lärmunempfindlichen Bewohner dieses Interessanten Landes sein.
Mit dem Besuch des Tonto National Monument, einer Felsenbehausung der Ureinwohner die sich an die Bergflanken schmiegt verließen wir den Stausee und folgten dem Apache Trail der uns zeitweise am gleichnamigen See entlang führte. Die Straße ist zum größten Teil nicht geteert und für große Wohnmobile bzw. große Gespanne nicht befahrbar, wegen der teilweisen Enge und der Kehren aber ansonsten in einem tadellosen Zustand. Dieser uralte Handelsweg gehört zu einer der schönsten Straßen die wir bis jetzt befahren haben und die Superlativen, wie unvergesslich und atemberaubend, die wir darüber gelesen haben sind nicht übertrieben. Nach unserer Auffassung gehört diese traumhafte Dirt Road in jede Reiseplanung.
Phoenix passierten wir in einem Zug zur stressfreien Vormittagszeit an einem Dienstag. Nach dem die Wettervorhersage für die kommende Woche weiterhin nur Sonne verspricht haben wir uns entschlossen ein paar hundert Kilometer weiter in den Norden zu fahren zum Coconino Plateau.
Der South Rim des Grand Canyon bzw. die Wanderung hinunter hat es uns angetan. Für mich ein alt gehegter Traum. Als wir das Visitor Center erreichten staunten wir nicht schlecht wie voll es bereits im Februar ist. Wir erhofften uns, dass wir einen Übernachtungsplatz auf der Phantom Ranch, ist angeblich auf zwei Jahre hin ausgebucht, oder zumindestens auf dem Bright Angel Campground ergattern können. Für den darauffolgenden Tag hatten wir tatsächlich das verdammte Glück einen Platz auf der Ranch zu bekommen da vermutlich jemand abgesprungen ist.
Sollten wir uns jetzt freuen? Vor uns liegen insgesamt 2.750m runter und rauf und circa 26 Kilometer vor uns.
Nach 28,5 Std. waren wir wieder zurück und jeder Schweißtropfen den wir vergossen haben war es wert. 5 Stunden sind wir auf dem South Kaibab Trail hinunter gelaufen und 6 Stunden auf dem Bright Angle Trail hinauf. 1.430 Meter ging es hinunter zum Colorado River und 1.320 Meter hinauf. Um 8.30 Uhr sind wir am Donnerstag los gegangen und um 13.00 Uhr waren wir am Freitag wieder zurück. Rückblickend betrachtet hat uns der steilere South Kaibab Trail noch besser gefallen als der etwas flachere aber längere Bright Angel Trail der mit seinen 15,3 Kilometer den östlicher liegenden South Kaibab um 4 Kilometer überragt.
Wir würden diese Tour wieder machen. Im nach hinein betrachtet hätten wir ein, zwei Tage länger am Colorado River verbringen sollen. Einen Vergleich anzustellen ob es nicht reicht auf einen der zahllosen Aussichtspunkte zu gehen und in die Tiefe zu blicken ist unmöglich. Dieses Phänomen des Grand Canyon zu erspüren, zu erleben heißt auch ihn zu erwandern. Den ausgelassenen, unbeschwerten Menschen zu begegnen wie Lisa aus Kalifornien oder Kevin, der das erste Mal vor 40Jahren runter ging kann süchtig machen. Jetzt nach dem dieses kleine Abenteuer hinter uns liegt sind wir verdammt stolz darauf es gemacht zu haben.
Nach dem wir wieder im Einklang mit unseren Muskeln waren reisten wir nach Page um dem Horse Shoe Band, an dem der Colorado River eine 180 Grad Schleife macht, zu fotografieren.
Am Abend, als es bereits stock dunkel war, klopfte es an der Türe. Zwei Natives, wir befinden uns mehr oder weniger auf Navajo Land, teilten uns mit das sie Geisterjäger seien und ob wir vor kurzem Geräusche war genommen hätten. In der Tat hatten wir vor etwa 10 Minuten das Gehäule von Kojoten gehört. Sie ahmten das Gebelle nach und waren fest der Meinung, dass es sich um einen Werwolf handelt auf dessen Spur sie sind. Wir sollten auf keinen Fall die Türe öffnen wenn jemand daran klopfen sollte und falls wir den Geruch von Tod in die Nase bekommen müßen wir umgehend den Standort verlassen aber ansonsten wären wir auf dem Parkplatz sicher.
Echt schräg und wir waren uns nicht sicher ob sie uns nur verarschen wollten aber in spirituellen Dingen klafft eine rießen Lücke, wie der Grand Canyon zwischen dem South Rim und North Rim breit ist, zwischen den First Nations und uns.
Nach dem wir eine ungestörte Nacht verbracht hatten ging es weiter in die Ortschaft Kanab die im Bundesstaat Utah liegt. Hier hoffen wir, dass unsere Glückssträhne weiter
anhält.