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_______________________________________________________________________ Neufundland (1) - Island hopping

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Neufundland empfing uns in einem fahlem Licht. Der Himmel grau und verregnet, das Meer grau und kalt und dazwischen das Land grau und abweisend als wollte die Insel die Neuankömmlinge abschrecken als wollte sie sagen hier braucht ihr erst gar nicht anlanden. >>
Die Portugiesen, Franzosen, Engländer, Basken und Iren fanden hier das neue Land mit teilweise verheerendem Ausgang. Beinahe wurden die Wale ausgerottet, den Robben das Fell über die Ohren gezogen, dann kam der Kabeljau dran, bis 1992 ein Fangverbot verhängt wurde, und heute werden nur noch Geschichten erzählt, daß Karibus in riesigen Herden über unberührte Hochebenen zogen. Uns wurde erklärt, daß die Kojoten an der starken Reduzierung, der bis zu 100 Tiere zählenden Herden, verantwortlich sind. Irgend jemand muß die Schuld auf sich laden und wenn es nur Kojoten sind. 
Unsere erste Anlaufstelle war der Barachois Pond PP (Provincial Park). Unser Interesse galt dem Erin Mountain. Wir erklommen etwa 360 Höhenmeter auf einer Länge von 3 Kilometern und sahen unseren ersten Karibu und 3 Elche. Entspringt die Geschichte mit den Karibus doch nur den Fantasien radikaler Tierschützer? 
Zum ersten Mal kamen unsere Kopfnetze zum Einsatz. Die Moskitos und die Black Fliese meinten es an diesem Tag gut mit uns. Eine der kleinen Scheißer fand vermutlich durch meine Nase Zugang zu meinem Mund. Ich biss auf die kleine Fliege, mit der Vermutung es hätte sich ein Müslirest aus dem Backenzahn gelöst, und verspürte einen süßlichen Geschmack als würde ich eine Beere essen. Etwas entstellt holte ich den kleinen Plagegeist heraus und zerrieb ihn zwischen meinen Fingern.
Am nächsten Tag wollten wir auf die Port au Port die uns so viel versprechend vom Gipfel des Erin Mountain erschien. Gestern lockte sie noch verführerisch und heute zeigte sie uns ihre kalte Schulter. Bei Lower Cover entschlossen wir umzudrehen da der Nebel in dichten Schwaden von der See herein drückte das wir von der Landschaft nichts zu sehen bekamen. Die einzig französisch sprechende Ecke auf NFL (Neufundland) zierte sich uns gegenüber aber NFL ist groß und wir stehen erst am Anfang unserer Entdeckungstour. 
Burgeo lautete  unser nächstes Ziel und nur über eine Stichstrasse erreichbar. Für die 150 Kilometer nahmen wir uns zwei Tage Zeit. Die Nacht im nirgendwo hatte ich mir schon in unserer Heimat herbeigesehnt und jetzt war sie gekommen. Lautlos, still als würde die Zeit angehalten. Die restlichen 70 Kilometer führten uns teilweise über eine unberührte Hochebene. Darf man schon von einer Hochebene sprechen wenn wir uns 400 Meter über dem Meeresspiegel befinden? Natur pur, keine Straßen, keine Pfade bis zum Horizont. Diese Weite, kaum vorstellbar in Europa. Und dann weitere 3 Karibus. Macht dann schon vier. Also doch nur ein Ammenmärchen. 
Vorweg sei schon einmal verraten, daß sich der Abstecher lohnt. Vielleicht nicht wegen dem insgesamt 7 Kilometer langen feinsandigen Strand aber das Gesamtpaket macht es aus. Da wäre die traumhafte Landschaft, die tadellos angelegten Wanderwege, das Weißkopfseeadler Paar das Bettina in einem Horst entdeckte, die zerklüftete Küste und die Möglichkeit mit der Fähre auf die Insel Ramea oder gleich weiter nach Gray River oder François zu fahren. Die wenigen Outports (Orte die nicht über den Landweg erreichbar sind) die noch auf NFL existieren. Wir unternahmen einen Tagesausflug nach Ramea. Nicht wegen der Insel zuliebe, nein wir wollten die Küste vom Schiff aus wahrnehmen. Die tief einschneidenden Fjorde deren Flanken, so wurde uns glaubhaft erzählt, bis zu 1000 Fuß hohe Klippen säumen. Eine Umrundung von Ramea dauert in etwa so lange bis die Fähre wieder ablegt um Burgeo zu erreichen. In Ramea taten sich herrliche Fotomotive auf aber das war es dann auch schon für uns. Eine Alternative wäre eine geführte Seekajaktour gewesen aber davon hatten wir zu spät erfahren. Auf der 480 gelangten wir zurück auf den uns bekannten Übernachtungsplatz denn dieser war ein guter Ausgangspunkt für den morgigen Tag. 
Wir hatten in Erfahrung gebracht, daß eine Schotterpiste, entlang der Annieopsquotch Mountains, nach Buchans existieren soll. Die Einfahrt von der 480 war nicht zu übersehen aber wohin die Straße führt war nicht angegeben. Mit Hilfe unseres GPS-Gerätes war es nicht schwer den Verlauf der Piste nach zu verfolgen. Auf den ersten 30 Kilometern war die Gravelroad so breit wie drei Fahrspuren. Die brauchte ich auch denn die Schlaglöcher erforderten eine vorausschauende Fahrweise. Dann folgte der verheerendste Abschnitt. Die Fahrspur wurde so eng, dass permanent Buschwerk an unserem Fahrzeug streifte. Die Machete kam erstmals zum Einsatz. Der Höhepunkt war als auf der rechten Seite keine Fahrbahn existierte und ich die weggebrochene Stelle umfahren mußte. Mit den Vorderrädern kamen wir gerade noch so vorbei aber beim Passieren mit der Hinterachse drohte das rechte Hinterrad abzurutschen. Ich merkte wie der MAN wegkippte. Ein beherzter Tritt auf das Gaspedal, ein Bersten als würde Metall auf Stein aufschlagen, vermutlich das Differenzial das aufsetzte, verschonte uns vor einer schwierigen Bergeaktion. Bettina war sichtlich genervt. Die optisch baufälligen Brücken waren dagegen nur noch ein Kinderspiel. Ab dem Red Indian Lake besserte sich alles zunehmend. Nach 93 Kilometern und 5 1/2 Stunden Fahrzeit hatten wir wieder Asphalt unter den Rädern. Die eingesparten 180 Kilometer stehen in keinem Verhältnis zu der Anstrengung die uns abverlangt wurde. 
Twillingate die Hauptstadt der Eisberge, in der New World Island Area, stand auf unsere to Do Liste. Eisberge kennen wir aus dem Fernsehen und aus dem Flugzeug aber von Angesicht zu Angesicht stellt eine andere Hausnummer dar. Wir hatten Glück denn es zogen einige Eismassen auf der Iceberg Alley gegen Süden. Fasziniert von den Riesen beschlossen wir kurzfristig mit der Fähre nach Fogo Island über zu setzten. Die Insel mist von Süd nach Nord und von Ost nach West etwa 25 Kilometer. Eine Ringstraße existiert nicht. Wenn man die eine Straße gefahren ist dann muß man auch wieder über diese zurück. Zwei Nächte verbrachten wir auf diesem lieblichen Flecken Erde der einem nach jeder Kurve, nach jedem Hügel zum Anhalten auffordert. Seien es die alten ursprünglichen Fischerdörfer oder die vorbeiziehenden Eisberge oder nur die Landschaft. 
Zurück auf der Insel von der Insel zog es uns Südostwärts. 
Wir nahmen die "Road to the shore" um auch diese Ecke Neufundlands zu entdecken. Irgendwie ganz anders. Lieblich, weicher im Gegensatz zu dem was wir bisher gesehen haben. Lange Sandstrände, die Küste kaum zerklüftet. Irgendwie eine Mischung aus Dänemark und der Bretagne, vielleicht auch ein wenig Sardinien. Von der Straße aus sahen wir drei Trailer am Strand stehen. Kurzentschlossen, wir haben ja gelernt wenn sich eine Möglichkeit zum Übernachten bietet sollte man diese ergreifen, bogen wir ab und lernten Nick mit seinem Hund kennen. Der erste Kommentar aus seinem fast zahnlosen Mund war "What a Biest". Nick erzählte uns das er in England gearbeitet hatte und vor drei Jahren seine Frau verloren hat aber das wäre schon in Ordnung. Schicksale die manchmal einen traurig stimmen können. Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns herzlich von ihm, mit einem dicken Drücker, um unsere Reise fort zu setzen. Darrell den wir ebenfalls gestern auf dem Sandstrand von Lumsden kennen gelernt hatten legte uns ans Herz nach Cape Freels zu fahren und danach Greenspond auf zu suchen. In Cape Freels blieben wir gleich hängen. Ein weiterer langer Sandstrand lud uns auf einen Spaziergang ein und die vorbeiziehenden Eisberge forderten uns auf die Nacht hier zu verbringen. Die Eismassen die wir am nächsten Tag in der Bucht von Greenspond vorfanden übertraf unsere Erwartung. Eine eisige Kälte umhüllte uns als wir unseren Leopold verließen dafür liefen unsere Kameras heiß. 
Über den Terra Nova NP gelangten wir auf die Bonavista Peninsula und hier im speziellen an das Cape Bonavista. Der Namensgeber war unser italienischer Freund Giovani Caboto der nicht nur in Nova Scotia seinen Fuß auf die Erde setzte sondern auch auf NFL. Dabei soll er, in Anbetracht der bergigen Kulisse gesagt haben "was für ein schöner Anblick" oder so ähnlich. Die Küste hier, schroff und steil. Die kleineren vorgelagerten Inseln nicht einnehmbar was viele Vögel dazu veranlasst ihre Nester zu bauen. Auch für Papageientaucher (Puffins) eine geeignete Brutstätte. In Elliston, unweit von Bonavista, fanden wir eine kleine Kolonie dieser putzigen Vögel vor. Sie bauen keine Nester wie die meisten ihrer Artgenossen sondern graben Höhlen in die weiche Erde was wiederum die Auswahl der ungestörten Brutstätten einschränkt. Bevor wir uns auf den Weg zur Avalon Peninsula machen unternahmen wir eine 5,3 Kilometer lange Wanderung.
2003 hatte Travel & Leisure den Skerwink Trail zu den 35 besten Wanderwegen in Nordamerika und Europa gewählt. Leider war es an diesem Tag bewölkt, trotzdem die 2 1/2 Stunden die wir für diese Rundweg benötigten sind den Abstecher nach Trinity East definitiv wert.

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